Nobunaga und das ChristentumJohannes Laures
Monographs (1950) pp. 1–54
Als der hl. Franz Xaver im Jahre 1549 nach Japan fuhr, hoffte er, mit Hilfe eines kaiserlichen Schutzbriefes überall dem Evangelium Eingang zu verschaffen. Er kam nach Kyôto, konnte aber den Kaiser nicht sehen und mußte seinen großartigen Plan fallen lassen. Was ihm nicht beschieden war, wurde 19 Jahre später in etwas anderer Form erreicht, als Nobunaga die Glaubensboten selbst gegen den Widerstand des kaiserlichen Hofes durch Machtspruch nach Miyako zurückrief, ihnen einen Schutzbrief ausstellte und sie mit zahllosen Gnaden überschüttete. Num waren alle Widersacher entwaffnet, denn Nobunagas Wille war unerbittlich und duldete keinen Widerspruch. Die Folge war, daß die Mission blühte und das Christentum bis in die höchsten Kreise, ja selbst bis zu den Mitgliedern der kaiserlichen Familie drang. Innerlich erstarkte die Kirche so sehr, daß sie bald eine Verfolgung von unerhörter Härte überdauern und sich bis auf dan heutigen Tag halten konnte. Wenn sie dennoch äußerlich unterlag, so kam das daher, daß die politischen Gewalthaber gegen sie mit Feuer und Schwert wüteten, ein Beweis, wie richtig Xaver die Lage beurteilt hatte, als er den Schutz der höchsten Gewalten nachsuchte.
Hätten Hideyoshi und Ieyasu Nobunagas Christenpolitik fortgesetzt, so wäre Japan heute wahrscheinlich eine christliche Nation. Was auch immer Nobunaga bei der Begünstigung des Christentums geleitet haben mag, das eine ist sicher, daß er das Mißtrauen seiner beiden großen Nachfolger nicht teilte und sich mächtig genug fühlte, jedem äußeren Feinde die Stirne zu bieten. Vorliegende Arbeit will auf Grund bester Quellen Nobunagas äußere und innere Haltung zum Christentum, vor allem aber die Motive untersuchen, die ihn zum Christenfreund machten. Auch soll die schwierige Frage, ob sein vorzeitiger Tod für die Kirche ein Glück oder ein Unglück war, wenigstens versuchsweise beantwortet werden.
1950. 54 pages.
Paperback (in German). [Out of print]
